EVA-Foam: Ein Workshop für die kreativen Schüler*innen der HBLA für künstlerische Gestaltung Linz
EVA-Foam – Schaumstoff im Volksmund – hat über die vergangenen Jahre in der Cosplay-Szene stetig an Bedeutung gewonnen. Auch für Film und Fernsehen wird das Material aufgrund seiner Leichtigkeit, Kostengünstigkeit und Flexibilität gerne für Rüstungen oder Kostümelemente genutzt.
Unser Experte Stefan, a.k.a. “Don Esteban”, wie er in der Cosplay-Szene genannt wird, hat sich selbst den Umgang mit EVA-Foam beigebracht und ist mittlerweile ein absoluter Profi in der Nutzung des Werkstoffes für Cosplay-Projekte. Am Freitag, 20.September 2024, war er mit uns (Hannelore Hollinetz und Mary Maryhofer) an der HBLA um den Schüler*innen eine Einführung in das Arbeiten mit EVA-Foam zu geben.
Nachdem wir kurz über die vergangenen Workshops in der Schule gesprochen haben, folgte eine Vorstellung von Stefan. Der Cosplayer und Kostümemacher aus Wien ist seit Jahren in der Szene aktiv und hat sich selbst ein unglaublich breites Spektrum an Techniken und Skills erlernt. Als jemand, der selbst in der Schule nur wenig Spaß am eintönigen Werkunterricht hatte, fand er durch Cosplay auf seine Art nicht nur die Freude am Handarbeiten und Basteln, sondern auch ein Ventil zum kreativ sein.
Durch seine großartigen Beispielbilder und einen Einblick in seine Projekte durch seinen Instagram-Account konnten die Schüler*innen sehen, wie man den Foam zum Erschaffen von Cosplays und Props einsetzen kann und welches enorme Potenzial in den unscheinbar aussehenden Schaumstoffplatten steckt. Stefan erklärte die notwendigen Schritte und Schnitttechniken, zeigte anhand mitgebrachter Cosplay-Teile die Vielfältigkeit des Materials und stand die vollen 3 Unterrichtseinheiten für Fragen parat.
Aus neun verschiedenen Schnittmustern (“Patterns”) von Kamui Cosplay konnten die Schüler*innen selbst auswählen, ob sie an Tier- und Elfenohren oder einer Maske arbeiten wollten.
Zuerst musste das Schnittmuster vom Papier mit spitzem Bleistift auf den EVA-Foam übertragen werden, um die einzelnen Teile nach ein paar Schnitten auf einem Probestück mit Cutter-Messer auszuschneiden. Da das Material gerne etwas ausfranst und ebenmäßig gerade Linien zu schneiden gar nicht so leicht ist, werden die Kanten und Ecken der Schnittteile noch mit dem Dremel bearbeitet.
Für das Zusammenkleben der Teile wurde “Contact Glue” verwendet; ein starker Kleber, der speziell für das Arbeiten mit Foam gedacht ist. Damit dieser richtig hält, muss er nach dem Auftragen kurz antrocknen, bis die Konsistenz zäh wird. Erst dann können die gewünschten Elemente aneinandergedrückt und befestigt werden.
Um den EVA-Foam besser an den eigenen Körper anzupassen, wird er langsam mit dem Heißluftfön erwärmt und dann in die richtige Form gedrückt. Nachdem der Foam wieder abgekühlt ist, behält er die gewünschte Form.
Die Schüler*innen der HBLA haben das Material hauptsächlich eigenständig ausprobiert und in kleinen Tischgruppen an ihren ausgewählten Werkstücken gearbeitet.
Parallel dazu stellte Stefan immer wieder die nächsten Schritte oder andere spannende Wege zur Bearbeitung von EVA-Foam vor. Beispielsweise gab er einen kurzen Einblick, wie man die Textur eines Foam-Stücks so verändert, dass es optisch wie ein völlig anderes Material aussieht. Mit geknüllter Alufolie lassen sich Prägungen wie bei Leder in die Oberfläche drücken, mit einem Brandmalkolben kann eine Holzstruktur nachgeahmt werden.
Nebenbei hatten die Schüler*innen auch die Möglichkeit, “Foam Clay” auszuprobieren. Darunter kann man sich eine formbare, leichte Modelliermasse vorstellen, die sich ähnlich wie Fimo oder Knete verhält. Darauf greifen Cosplayer*innen gerne zurück, wenn kleine Details, aufwändige Verzierungen oder Ergänzungen verschiedener Props gebastelt werden wollen. Foam Clay lässt sich ganz einfach bearbeiten, schneiden, schleifen oder sogar in Silikonformen drücken. Außerdem benötigt der Foam Clay keinen Kleber, um ihn an EVA-Foam zu befestigen. Danach muss das Material nur einige Tage aushärten.
Manche der Schüler*innen konnten bereits damit beginnen, ihre Werkstücke mit Primer zu bepinseln. Primer bietet eine solide Basis, damit Acrylfarbe besser auf dem Foam haftet, sich gleichmäßiger auftragen lässt und nicht abblättert.
Ziel dieses Workshops war es, die Schüler*innen den Umgang mit Foam erproben zu lassen und ihnen das Arbeiten damit näher zu bringen. Abschließend lässt sich sagen, dass wir in den 3 Einheiten wohl lediglich an der Oberfläche des Potenzials von EVA-Foam gekratzt haben. Wahrscheinlich könnte man sich wochenlang mit den vielen verschiedenen Techniken, Tipps und Hacks beschäftigen – dann würde man irgendwann, so wie Stefan, zum Experten werden. Wir hoffen, dass auch die Lehrer*innen das ein oder andere bei unserem Workshop noch lernen konnten – schließlich kann EVA-Foam nicht nur von Cosplayer*innen, sondern auch von Künstler*innen allgemein hervorragend genutzt werden.